Autismus Landesverband MV

Autismus

Es gibt 3 wesentliche Kriterien für die Diagnose des Autismus.

  1. eine Störung der sozialen Interaktion
  2. eine Störung der verbalen und nonverbalen Kommunikation
  3. eingeengte, stereotype, ritualisierte Handlungen und Interessen

Man unterscheidet zwischen dem 1943 von Leo Kanner beschriebenen frühkindlichen Autismus oder Kanner-Autismus und dem von Hans Asperger 1944 beschriebenen Asperger-Syndrom. Die früher oft verwendeten Begriffe atypischer Autismus und High-functioning-Autismus zur Abgrenzung weiterer autistischer Krankheitsbilder sind heute weitgehend aufgegeben worden.

Frühkindlicher Autismus

Beim frühkindlichen Autismus sind die oben genannten Kriterien schon im frühen Kleinkindalter offensichtlich. Die betroffenen Kinder erscheinen geistig retardiert und sind in ihrer Kommunikation sehr stark eingeschränkt. Sie reagieren kaum auf Versuche der Kontaktaufnahme, scheinen in sich versunken, sozusagen in ihrer eigenen Welt zu leben. Gegenstände scheinen ihnen wichtiger als Menschen zu sein, ein emotionaler Zugang zu ihnen ist sehr schwer zu erreichen und erfordert außerordentlich große Zuwendung und Einfühlungsvermögen. Die Betroffenen haben ein ausgeprägtes Verlangen nach stereotypen Aktivitäten; das Bedürfnis nach Abgrenzung, Ruhe und bekannten Strukturen ist sehr ausgeprägt. In einer neuen Umgebung und unter fremden Menschen fühlen sich Autisten sehr unsicher und werden schnell unruhig. Sie leiden oftmals unter einer ausgeprägten sensorischen Überempfindlichkeit, wobei alle fünf Sinne betroffen sein können, und häufig kommt es bei Reizüberflutung zu selbstverletzendem Verhalten. Eine intensive und engmaschige Betreuung ist dauerhaft erforderlich.

Asperger-Syndrom

Beim Asperger-Autismus sind die oben genannten Diagnosekriterien zwar erfüllt, aber deutlich weniger stark ausgeprägt. Besonders charakteristisch ist ein Mangel an Einfühlungsvermögen, der die Betroffenen oft als naiv und unreif, mitunter aber auch recht egozentrisch oder eigensinnig erscheinen lässt. Es gelingt ihnen daher kaum, Freundschaften zu schließen, von ihren Mitmenschen akzeptiert und in soziale Gruppen integriert zu werden. Während die verbale Kommunikation kaum gestört ist, haben Asperger-Autisten große Schwierigkeiten mit der nonverbalen Kommunikation, also dem richtigen Deuten von Mimik, Gestik, Tonfall u.s.w., und können diese nonverbalen Signale selbst auch nicht in adäquater Weise einsetzen. Da ihnen das Sozialverhalten der Menschen so rätselhaft erscheint, beschäftigen sie sich lieber mit Spezialthemen und entwickeln dabei mitunter geradezu wissenschaftlichen Ehrgeiz. Asperger-Autisten sind in der Regel normal intelligent, wenngleich auch Hochbegabungen insbesondere in Teilbereichen des einzelheitlichen Denkens, wie z. B. der Merkfähigkeit, vorkommen können.

Ursachen des Autismus

Es handelt sich um eine tiefgreifende Entwicklungsstörung, d.h. Autismus ist angeboren und nicht etwa auf Erziehungsfehler zurückzuführen, wie man früher glaubte. Die genaue Ursache ist ungeklärt, möglicherweise könnten auch verschiedene Ursachen zum gleichen Störungsbild führen. Diskutiert werden

  • genetische Ursachen, die eine Störung der Hirnentwicklung zur Folge haben, die Folge ist eine familiäre Häufung von Erkrankungsfällen
  • traumatische Ursachen, insbesondere eine Hirnschädigung während der Schwangerschaft und unter der Geburt, die auch zu epileptischen Anfällen führen kann
  • Stoffwechselstörungen, z. B. wurde eine erhöhte Konzentration des Neurotransmitters Serotonin bei Autisten nachgewiesen

Autisten haben eine gestörte Funktion der glutamatergen Synapsen, und MRT-Untersuchungen haben eine Störung der Funktion der sogenannten Spiegelneurone nachgewiesen, die für Empathie und Intuition verantwortlich sind. Vermutlich sind auch diese Auffälligkeiten auf genetische oder traumatische Ursachen zurückzuführen.